Vererbungslehre

Wer seine Zucht planvoll durchführen will, der sollte sich mit der Vererbungslehre auseinander setzen, denn diese beinhaltet wertvolle Erkenntnisse, die dem Züchter bei seiner züchterischen Arbeit helfen können und ihn schneller ans Ziel führen.

Wer im Biologieunterricht aufgepasst hat, dem sind die „Mendelschen Regeln“ nicht gänzlich unbekannt:

Die Evolution

Jahrhunderte lang bemühten sich Forscher, Ärzte und Philosophen darum, hinter das Geheimnis der Vererbung zu kommen. Aber erst 1825 konnte der Lehrer für Naturwissenschaft, Gregor Mendel ( 1822 – 1884) seine Theorie über Pflanzenhybriden veröffentlichen. 1900 , 16 Jahre nach Mendels Tod wurden die 3 heutigen Mendelschen Regeln von Wissenschaftlern wiederentdeckt.

Hier ein Einblick in die Mendelschen Regeln anhand von verschieden farbigen Zwergwiddern, beispielhaft erklärt:

1. Uniformitätsregel :

Kreuzt man zwei Rassen einer Art (z.B. : ZwW,wildfarben mit ZwW , schwarz ), die sich nur in einem Merkmal (hier: Farbe) unterscheiden, so sind alle entstehenden Mischlinge der Tochtergeneration (F1) unter sich gleich. Also hier schwarz, da die Farbe schwarz dominanter ist als widfarben.

2. Spaltungsregel :

Kreuzt man diese Mischlinge (F1) unter sich, spalten in der Enkelgeneration (F2) diese Merkmale wieder auf. Im Zahlenverhältnis 1:2:1 (intermediärer Erbgang) oder 3:1 (dominant – rezessiver Erbgang) D.h.: Es entstehen wieder schwarze und wildfarbende Tiere.

3. Unabhängigkeitsregel :

Die einzelnen Erbanlagen werden unabhängig voneinander vererbt (freie Kombination der Gene). Das bedeutet, dass sich bei der Bildung der Keimzellen, die Gene verschiedener Merkmalpaare unabhängig voneinander trennen und wieder neu kombinieren können.

In der Rassekaninchenzucht wird meistens eine so genannte Reinzucht betrieben.
Z.B.: Zwergwidder, blau + Zwergwidder, blau ergibt Zwergwidder, blau.

Diese Tiere sind dann reinerbig (homozygot).

Schwerer ist die Zucht spalterbiger Rassen wie Schecken. Sie werden nach der 2. Mendelschen Regel gezüchtet und sind heterozygot. Kreuzt man ein wenig geschecktes Kaninchen (schwarz – weiß) mit einem fast schwarzen Tier der Rasse ist die Enkelgeneration (F1) gleichmäßiger gescheckt , die 3. Generation (F2) kann jedoch wieder werden wie die erste Generation, so das u.U. sogar weiße , schwarze und gescheckte Tiere entstehen.

Das Erscheinungsbild nennt sich in der Vererbungslehre Phänotyp, das Erbbild Genotyp.

Linienzucht

In der Rassekaninchenzucht betreiben viele Züchter eine Linienzucht. Hierbei baut sich der Züchter mehrere Linien auf und versucht gezielt, ein bestimmtes Merkmal in jeder Linie zu festigen. Das Ganze geschieht über eine nahe Verwandtschaftszucht (Inzucht), bei welcher nur Tiere eines Stammes genommen werden, die dieses eine Merkmal in vollem Maße, sichtbar im Phänotyp (äußeres Erscheinungsbild -> sichtbare Merkmale), in sich tragen.

In der Praxis sieht es dann so aus, dass der Züchter mit 4-6 Häsinnen und 2-3 Rammlern beginnt, ein paar Linien aufzubauen. Die erste Generation (F1) bringt dann schon die ersten wirklichen Eigenschaften der Elterntiere zum Vorschein. In 2. Instranz werden die Jungtiere bei der Linienzucht wieder mit den Elterntieren verpaart. Dabei behält der Züchter, je nach Größe seiner Zuchtanlage je eine Häsin oder auch je einen Rammler aus der F1 und verpaart diese Tiere dann mit ihren Eltern.

Diese Verwandtschaftszucht kann man dann über 4-5 Generationen betreiben, wobei die Jungtiere immer wieder mit den Ausgangselterntieren verpaart werden, sprich auch die F3 wird wieder mit den Großeltern verpaart, genauso wie die F5. Spätestens nach der 5. Generation, wenn das Wunschmerkmal gefestigt ist, kann der Züchter beginnen, seine Linien untereinander zu verpaaren, um Inzuchtdepressionen zu vermeiden. In diesem Moment kann es dazu kommen, dass die Jungtiere weit aus besser werden, als alle gezüchteten Jungtiere und deren Elterntiere zuvor. Denn hier werden 2 unter sich reinerbige Linien verpaart, die ganz unterschiedliche Vorzüge aufweisen, welche vererbt werden und gefestigt werden sollen.

Wissenswertes über die Zucht

Züchten heißt, das Erbbild eines Tieres bzw. einer Rasse nach einem vorbedachtem Zuchtziel zu verändern und zu festigen. Dazu bedarf es bei der Wahl der Zuchttiere einer Auslese von Tieren, die dem äußeren Erscheinungsbild des Zuchtziels weitgehend entsprechen. Tiere bei denen dies nicht so ist sollten erst gar nicht zur Weiterzucht eingesetzt werden.

Größtes Zuchtziel ist die Reinerbigkeit. Reinerbig heißt, dass ein Tier seine Merkmale an seine Nachkommen weiter vererbt und dies über Generationen hinweg.

Auch Umwelteinflüsse können das Erscheinungsbild eines Tieres beeinträchtigen. In der Natur passen sich die Tiere automatisch der Umwelt an. In Fachkreisen nennt sich dieser Vorgang auch Modifikation.

Die Modifikation ist nicht zu verwechseln mit der Mutation.

Mutationen sind Veränderungen des Erbguts. Die meisten Veränderungen sind an den Genen zu bemerken. Sie fallen dem Züchter kaum auf. Die Chromosomen tragen alle Erbinformationen in sich. Gehen Erbinformationen verloren, spricht man von einer Mutation.

Es entstehen im „Phänotyp -> äußerlich“ z.B. andere Farbschläge, andere Fellstrukturen und auch andere Merkmale, wie bei den Widdern der Bahng. Diese Merkmale weichen stark von denen der Elterntiere ab.